Für heute, 23.10.2020 sind die Mitglieder des Kultur- und Schulausschusses zu einem „Runden Tisch Corona und Schulen“ geladen. Barbara Leininger, Fraktionsvorsitzende der Grünen, ist selbst Lehrerin an einem Ingolstädter Gymnasium. Seit einer Woche befindet sie sich in Quarantäne, da einige ihrer Schüler an Covid-19 erkrankt sind und sie als Kontaktperson eingestuft wurde.
An der Sitzung kann sie deshalb selbst nicht teilnehmen. Aber ihre Gedanken und Vorschläge zum Thema Schulen udn Corona hat sie schriftlich niedergelegt und in einem Offenen Brief an den Oberbürgermeister und den Kulturreferenten geschickt.
Hier der Offene Brief im Wortlaut:
22.10.2020
Runder Tisch Corona an Schulen am Freitag
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrter Herr Engert,
da ich mich selbst als Corona-Kontaktperson seit Montag in Quarantäne befinde (mehrere Schüler aus einer meiner Klassen sind an Corona erkrankt) möchte ich meine Gedanken und Vorschläge zum „Runden Tisch Corona“, am morgigen Freitag auf diesem Weg einbringen.
Mittlerweile befinden sich zahlreiche Klassen und LehrerInnen in Ingolstadt in Quarantäne. Am Scheiner-Gymnasium sind rund 30 LehrerInnen und mehrere Klassen – die meisten von ihnen als Corona-Kontaktpersonen KP1 – in 14-tägiger Quarantäne, was einem partiellen Lockdown der Schule entspricht. Die Situation ist auch an anderen Schulen angespannt. Die Kitas kündigen bereits partielle Schließungen an. Es ist anzunehmen und natürlich von Herzen zu wünschen, dass nur ein kleiner Prozentsatz der sich in Quarantäne befindenden Schülerinnen und Schüler, Kolleginnen und Kollegen tatsächlich erkranken werden. Derweil werden die Klassen in Quarantäne mit Homeschooling beschult, Präsenzunterricht an den Schulen fällt aus oder muss vertreten werden.
Die Tatsache, dass auch nach einem zweiten negativen Testergebnis bei Corona-Kontaktpersonen die Quarantäne vom örtlichen Gesundheitsamt nicht aufgehoben werden kann, ist zwar aus infektiologischer Sicht erklärbar, legt aber de facto den Unterrichtsbetrieb bereits jetzt lahm.
1. Ich rege daher an, das Verfahren zu überdenken und zu prüfen, ob nach zwei negativen Tests die Quarantäne für Corona-Kontaktpersonen aufgehoben werden kann und/oder das Personal in Schulen und Kitas mit MNS und unter Einhaltung der Abstandsegeln bei Kontakt mit einer infizierten Person als KP2 eingestuft werden kann und nicht in 14- tägige Quarantäne muss.
Der Corona-Winter steht uns noch bevor und mit einer Besserung der Lage ist vor dem Frühling nicht zu rechnen. Im Sinne eines lernenden Systems müssen wir die Tatsache akzeptieren, dass wir in diesem Winter mit dem Virus leben müssen. Wir müssen im Bereich der Kitas und Schulen daher unbedingt schneller und flächendeckend testen, um unser gesamtes Bildungssystem einigermaßen zuverlässig aufrecht zu erhalten. Das Ergebnis liegt nach 20 Minuten vor und schafft Klarheit für den Betrieb während der Woche. Wir müssen alles tun, um den Kindern, SchülerInnen, Eltern einen zweiten Lockdown der Kitas und Schulen zu ersparen. Temporäre und partielle Schließungen werden ohnehin zu bewältigen sein.
2. Ich schlage daher vor, dass die Infektionslage an Kitas und Schulen durch die Testung des gesamten Personals durch einen Corona-Schnelltest jeweils am Montag und Donnerstag jeder Schulwoche ermittelt wird.
Es wurde vom Kultusministerium versäumt, am Beginn des Schuljahres bereits mit kleinen Klassen zu starten. Stattdessen wurden von der Staatsregierung 30 Millionen Euro für Belüftungsgeräte in Klassenzimmern sofort in Aussicht gestellt (deren Nutzen unklar ist, die in der nötigen Anzahl gar nicht auf dem Markt sind und deren Einbau viel zu lange dauert), aber für mehr LehrerInnen war kein Geld da.
Es wurden keine Lehrer eingestellt, die den unausweichlichen Personalengpass durch Krankheitsausfall und Quarantänemaßnahmen hätten auffangen können. Die Teilungsgrenze der Klassen hätte im Corona-Jahr 2020 spätestens mit diesem Schuljahr herabgesetzt werden müssen, der Unterrichtsbetrieb mit Konzentration auf die Kernfächer umgestellt, die restlichen Fächer in Blöcken auf das Schuljahr verteilt werden müssen. Stattdessen sind wir auch in Ingolstadt an manchen Gymnasien mit einer Klassenstärke von 29 Kindern in der 5. Klasse gestartet. Aus infektiologischer Sicht ein riskantes Vorgehen, das nicht ohne Folgen blieb.
3. Wir sollten als Kommune den Appell an das Kultusministerium richten, die Teilungsgrenzen der Klassen zu senken und sofort mehr Lehrer einzustellen, um die Situation an den Schulen zu entspannen.
Mit freundlichen Grüßen
Barbara Leininger
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