Mit einem Offenen Brief an die Presse haben Bürgerinnen und Bürger auf die Situation von jungen Geflüchteten in den Unterkünften in der Gustav-Adolf-Straße aufmerksam gemacht.
Die GRÜNE Stadtratsfraktion hat heute gleich reagiert und eine Anfrage an die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft gerichtet, in dem eine Stellungnahme zu den geschildetern Fällen und Vorkommnissen in den Wohngemeinschaften erbeten wird.
Wir erwarten konkrete Aussagen, beispielsweise ob es in Einzelfällen zu sozialen Härten gekommen ist. Zudem braucht man ganz offensichtlich andere oder mehr sozialarbeiterische Betreuung für das Wohnprojekt bzw. insbesondere für die Jugendlichen, die Probleme bei der Integration zeigen.
Hier das Schreiben im Wortlaut:
Ingolstadt, 2. Januar 2019
Bitte um Stellungnahme
Gustav-Adolf-Straße
Sehr geehrter Herr Karmann,
im Zusammenhang mit den von der GWG gebauten und verwalteten Häusern für Wohngemeinschaften an der Gustav-Adolf-Straße hat sich eine Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern, die sich ehrenamtlich für Geflüchtete engagieren, mit einem offenen Brief an die Öffentlichkeit und an uns Stadträte gewandt (s. Anlage DK-info.pdf). Sie weisen auf Umstände hin, die auch uns als Stadtratsmitgliedern und mir persönlich als Mitglied des Aufsichtsrates der GWG doch Sorgen bereiten. Offenbar sind in Einzelfällen doch besondere Härten für die jungen Geflüchteten entstanden?
So ist in dem offenen Leserbrief der Bürger*innen die Rede: „Einige Flüchtlinge waren angepasst und gingen einer Ausbildung nach oder arbeiteten und andere waren ohne Beschäftigung und passten sich nicht an. Die Wohnungen wurden, vermutlich durch die „Unangepassten“ durch Lärm oder auch Verschmutzung oder fehlende Mülltrennung in Verruf gebracht. Einige wenige haben über die Stränge geschlagen aber nun sollen alle darunter leiden.“ Im weiteren Verlauf des Briefes ist dann von Räumungen die Rede und davon, dass junge Flüchtlinge in der Obdachlosenunterkunft am Franziskanerwasser untergebracht worden seien.
In einer Sitzung des Aufsichtsrates der GWG war kürzlich darüber informiert worden, dass durch die stark gesunkene Zahl von Flüchtlingen der Raumbedarf deutlich entschärft werden konnte. Daher seien die Räume an der Gustav-Adolf-Straße außer an junge Flüchtlinge auch an Lehrlinge, Studenten u.a. vermietet worden. Wir wurden zudem darüber informiert dass es ein Problem mit dem Umgang von Müll gäbe, das man durch die gemischte Vermietung auch an andere Personengruppen gut regulieren könnte. Die Maßnahmen der GWG, die Wohngemeinschaften für gemischte Nutzung zu öffnen, schien dabei sachgerecht, auch weil versichert wurde, dass es keine persönlichen Härten für die Jugendlichen geben würde.
Ich möchte Sie daher freundlich bitten, zu den im Schreiben von Herrn Bitterwolf vorgetragenen Sachverhalten zu informieren. Insbesondere dazu,
- ob Jugendlichen aus dem Personenkreis der Geflüchteten gekündigt wurde, nachdem sie z.B. nicht mehr minderjährig waren oder
- ihre Ausbildung abgeschlossen hatten.
- Aus welchen Gründen bzw. mit welcher Begründung Geflüchteten oder minderjährigen Geflüchteten der Wohnraum gekündigt wurde.
- Ob Personen aus der Gustav-Adolf-Straße tatsächlich in andere Asyleinrichtungen oder in das Obdachlosenheim am Franziskanerwasser umziehen mussten.
- Zudem wäre wichtig zu erfahren, ob und in welchem Umfang hier ein*e Sozialarbeiter*in vor Ort tätig war. Gerade für die Klientel besonders benachteiligter Jugendlicher mit Anpassungsproblemen sind diese natürlich das beste Mittel, um sowohl bei den Jugendlichen als auch in die Nachbarschaft positiv zu wirken.
Sehr geehrter Herr Karmann, ich bitte Sie davon auszugehen, dass wir die Jugendlichen und jungen Erwachsenen sowohl im Wohnprojekt Gustav-Adolf-Straße als auch bei der GWG als Vermieterin in guten Händen sehen. Dennoch bitte ich Sie, zu den Schilderungen im Einzelnen Stellung zu nehmen, gegebenenfalls braucht auch die GWG mehr Unterstützung vor Ort – z.B. durch sozialarbeiterische Betreuung –, um für alle zu einem guten Miteinander in der Nachbarschaft zu kommen. Das Projekt wurde von Anfang an von einzelnen Gruppen kritisch gesehen und hat daher von Beginn an positive Begleitung gebraucht. So wie wir das Schreiben von Herrn Bitterwolf, Frau Lang u.a. lesen, gibt es nach wie vor viele aus der Bürgerschaft im Südwesten, die sich dort nach wie vor engagieren. Diese möchten wir positiv unterstützen und damit den Flüchtlingen helfen, die sich gut anpassen konnten – vielleicht auch besonders denen, denen es bisher nicht gelungen ist.
Ich danke Ihnen ganz herzlich für Ihre Stellungnahme zu den geschilderten Fällen.
Mit freundlichen Grüßen
Petra Kleine
Mitglied im Aufsichtsrat der GWG
Fraktionsvorsitzende
Anlage: Offener Leserbrief von Hr. Bitterwolf, Fr. Lang, Hr. und Fr. Wawra, Hr. Bauer
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