Steigende Energiepreise und die Klimaentwicklung führen dazu, dass sich immer mehr Haushalte, öffentliche Einrichtungen und Gewerbebetriebe in Ingolstadt von den klassischen Energieträgern abwenden. Sie wollen weg von fossilen Brennstoffen und mit neuen Modellen der Energieerzeugung Energie einsparen oder diese nachhaltiger nutzen.
Deshalb treten Aus- oder Umbau sowie die Suche nach anderen bzw. neuen Möglichkeiten und Verfahren zur Energiegewinnung immer mehr in den Vordergrund. Ein Standbein für die Zukunft ist dabei die Fernwärme. Auch bei ihr wird der Anteil an fossilen Brennstoffen zunehmend heruntergefahren, die Energie wird aus der Verwertung von Biomüll, aus warmer Abluft von Industrie und Gewerbe oder – wie vor allem in Ingolstadt – aus der Müllverbrennung gewonnen.
Um mittel- und langfristig eine gesicherte Versorgung mit Fernwärme anbieten zu können, muss man den derzeitigen und vor allem den zukünftigen Bedarf kennen. Hierfür hält die Grüne Stadtratsfraktion die Erstellung eines Fernwärmekonzepts jetzt für notwendig.
Hier der Antrag im Wortlaut:
Ingolstadt, 14. Februar 2023
Erstellung eines Fernwärmekonzepts
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
der Stadtrat möge beschließen:
- Die Stadt Ingolstadt erstellt ein Fernwärmekonzept mit der Erhebung des Bedarfs und der Prognose des zukünftigen Bedarfes.
- Die Abnehmer der Fernwärme erhalten Beratung und Unterstützung bei der energetischen Sanierung.
- Die Erzeuger von Fernwärme sind zu überprüfen, die Nutzung von Abwärme aus Industrie und Gewerbe ist auszubauen.
- Eine CO2-Neutralität der Fernwärme entsprechend den Klimaschutzzielen ist anzustreben.
- Es sind zum Ersatz der Fernwärme Nahwärmealternativen zu prüfen (z.B. Wärme aus Abwasser).
Begründung:
Zu 1.
Durch die steigenden Energiepreise und langfristigen Veränderungen der Klimaschutzpolitik muss dringend ein Fernwärmekonzept für die Stadt Ingolstadt zur langfristigen Sicherheit der Bezieher erstellt werden.
Zu 2.
Zur wichtigsten Säule einer nachhaltigen Energiepolitik gehören die Einsparung von Energie und die nachhaltige Nutzung.
Zu 3.
Das Potenzial der Nutzung von Abwärme aus Industrie und Gewerbe ist in Ingolstadt noch ausbaufähig. Eventuell erschließen sich hier neue Nutzungskreisläufe und Erschließungsmöglichkeiten in unmittelbarer Nachbarschaft der Betriebe (Nahwärme). Die Erzeugung von Fernwärme aus fossilen Brennstoffen ist als Auslaufmodell zu sehen. Fehlende Kapazitäten sind durch lokale Kraft-Wärme-Kopplung und Wärmespeicher auszugleichen.
Zu 4.
Beim größten Lieferanten von Fernwärme – der Müllverwertungsanlage Mailing – steht mittelfristig das Betriebsende der Ofenlinie 3 an. Einen Ersatzneubau zur weiteren Müllverbrennung lehnen die GRÜNEN kategorisch ab. In Zukunft werden die Müllmengen durch vermehrte Kreislaufwirtschaft sinken (bis zu einem Drittel der aktuellen Mengen). Ein Zukauf von Müll ist weder wirtschaftlich noch nachhaltig, vor allem, da in Bayern deutliche Überkapazitäten an Müllverwertungsanlagen vorhanden sind.
Die MVA muss ein Konzept entwickeln, um nachhaltige und CO2-neutrale Fernwärme für Ingolstadt zu produzieren. Dies wäre zum Beispiel möglich durch Synergien mit der ZKA (Klärschlamm und Klärgas), des Weiteren könnte am Standort der MVA anstatt einer 3. Ofenlinie eine Biomüllverwertungsanlage (Wärme und Gas) für Ingolstadt entstehen, ohne dass es zu einer Mehrbelastung der Bevölkerung von Mailing-Feldkirchen führt.
Zu 5.
Aktuell liefert die Gunvor Abwärme aus dem Raffineriebetrieb. Auf lange Sicht ist dies ein unsicherer Partner, der nicht einfach ersetzt werden kann. Deswegen müssen schon jetzt Alternativen vor Ort für die Abnehmer entwickelt werden.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Christoph Spaeth
Barbara Leininger (Fraktionsvorsitzende), Christian Höbusch (Fraktionsvorsitzender), Agnes Krumwiede, Stephanie Kürten, Maria Segerer, Jochen Semle
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