Umnutzung sakraler Gebäude

Die beiden Fraktionssprecher Barbara Leininger und Christoph Spaeth vor Ort in der Franziskanerkirche, der Sebastianskirche, auf dem Areal der ehemaligen St. Monika und in der frisch sanierten Augustinkirche.

Mitgliederverlust der Kirchen

Die beiden großen Konfessionen haben viele Mitglieder verloren, die Kirchengebäude sind vielerorts für die geschrumpfte Zahl von Gläubigen überdimensioniert. Der Unterhalt und häufig ein beträchtlicher Sanierungsaufwand überfordern die Gemeinden finanziell.

Fragen der Umnutzung

Welche sinnvollen und angemessenen Umnutzungen können gefunden werden? Welche Gebäude werden auf Dauer nicht erhalten werden – wie im Fall von St. Monika? Das sind Fragen, die nicht nur in unser Stadtbild eingreifen, sondern auch das Zusammenleben unmittelbar betreffen, wenn diese Räume des sozialen Miteinanders wegfallen. Viele Kirchen stehen unter Denkmalschutz und sind gleichermaßen von dieser Entwicklung betroffen.

Orte des sozialen Miteinanders

„Die Umnutzung oder der Wegfall von Kirchen wird von vielen Menschen – nicht nur von gläubigen Kirchgängern – als ein schmerzhafter Prozess empfunden. Das vertraute Ortsbild in einem Stadtteil verändert sich, und oft geht auch ein Ort des sozialen Miteinanders verloren. Hier ist auch die Politik gefordert, sich bei diesem gesellschaftlichen Transformationsprozess aktiv zu beteiligen und gute Lösungen mitzuentwickeln.“ Barbara Leininger, Fraktionsvorsitzende, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Ingolstadt

Diskussion vor Ort

Diese Fragen wurden zusammen mit Sabine Weigand, Sprecherin für Denkmalschutz in der Grünen Landtagsfraktion, dem Vertreter der Diözese Eichstätt, Vertretern der Geistlichkeit, den Kirchenpflegern, den Stadtheimatpflegern, Vertretern der Stadtplanung und Denkmalpflege und der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft an Ort und Stelle diskutiert.

Donaukurier vom 06.07.2025

Themen und Stationen:

Ingolstädter Innenstadt

St. Monika und St. Augustin

Kapuzinerkloster: Stellungnahme von Barbara Leininger

Denkmalschutztour „Die Kirche im Dorf lassen“

Pressemitteilung aus dem Regionalbüro von Dr. Sabine Weigand (MdL) Sprecherin für Denkmalschutz der Grünen Fraktion im Bayerischen Landtag

2.7.2025 – Ihre siebte Denkmalschutztour führte Dr. Sabine Weigand, Sprecherin für Denkmalschutz in der Grünen Fraktion im Bayerischen Landtag, nach Ingolstadt. Das Motto der diesjährigen Tour lautet „Die Kirche im Dorf lassen – Transformation sakraler Räume“.

Aufgabe sakraler Gebäude

Immer mehr sakrale Gebäude werden nicht mehr für kirchliche Zwecke genutzt. Fachleute gehen mittlerweile davon aus, dass bis 2035 jede zweite Kirche leer stehen wird. In Bayern wären das über 2500 Gotteshäuser, davon rund 80% unter Denkmalschutz.

Sinnstiftung und Miteinander

„Sakrale Räume sind Orte der Sinnstiftung und des sozialen Miteinanders“, erklärte Sabine Weigand. „Diese Entwicklung geht uns alle an.“

Ideen für neue Nutzung

Sie ist überzeugt, dass es nur in einem gesamt-gesellschaftlichen Diskurs gelingen kann, neue Nutzungen für Kirchen zu finden. Ziel ihrer Tour ist es, sich einen Überblick über die Situation vor Ort zu verschaffen und praxistaugliche Ideen mitzunehmen, um die politische Debatte voranzutreiben.

Fachpublikum in der Franziskanerkirche:
Dr. Sabine Weigand (3. v.r.), Barbara Leininger, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Ingolstädter Stadtrat (2. vr.), Pater Lorenz Gadient (li.) und weitere Teilnehmer.

Bauten in der Ingolstädter Innenstadt

In der Ingolstädter Innenstadt besuchte Weigand die Franziskanerkirche und die Sebastianskirche. Beide Kirchen sind aus Sicht der Diözese für das pastorale Leben „nicht mehr notwendig“. Bereits auf vorhergehenden Tourstationen zeigte sich, dass dieses Kriterium aus Sicht der katholischen Kirchenverwaltungen die einzig relevante Entscheidungsgrundlage darstellt.

Freundeskreis und Fortbestand

Beide Kirchen spielen jedoch für die Gläubigen in Ingolstadt eine so große Rolle, dass sich Freundeskreise gebildet und auf den Fortbestand Einfluss genommen haben. Beide Kirchen sind in einem guten Zustand, insbesondere die 2022 sanierte Sebastianskirche, die sich in der Baulast der Stadt befindet.

Kirchen als kühle Orte der Erholung

„Ich befürchte, dass die Fragen hinsichtlich der weiteren Nutzungen wiederkommen werden, wenn der nächste Sanierungsbedarf ansteht“, sagte Weigand. Eine wichtige Nutzung werde an heißen Tagen wie diesen deutlich: „Innenstadtkirchen bieten hervorragende Möglichkeiten für kurze Pausen im Kühlen.“

zurück

Fachpublikum in St. Augustin: Dr. Sabine Weigand (2. v.r.), Dr. Christoph Spaeth, Fraktionssprecher der Grünen Fraktion im Ingolstädter Stadtrat (2. vl.) und weitere Teilnehmer.

St. Monika und St. Augustin

Im Südosten der Stadt wurde anders vorgegangen. Bei den beiden Kirchen St. Monika und St. Augustin wurde mit großer öffentlicher Beteiligung ein Abwägungsprozess gestartet, um zu entscheiden, welche der Kirchen „verzichtbar“ ist. Josef Heinl, Abteilungsleiter Bau- und Stiftungswesen der Diözese Eichstätt, Alexander Bendzko, Geschäftsführer der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft, und Kirchenpfleger Albert Schloderer informierten Weigand über das Vorhaben auf dem Gelände von St. Monika.

St. Augustin frisch saniert mit Elementen von St. Monika

Zum Abschluss konnte die Besucherin aus dem Landtag die frisch sanierte Kirche St. Augustin begutachten, die am 26. Juli mit einem Gottesdienst eröffnet wird.

Weigand ist sich sicher: „Die Katholiken in Ingolstadt können sich auf diese Kirche freuen. Mir gefällt besonders, dass der Altar nicht mehr herausgehoben auf einem Podest steht, sondern auf gleicher Höhe mit den Gläubigen.“

Die neue flexible Bestuhlung erlaubt zusätzliche Nutzungen und die Aufnahme von Elementen aus St. Monika wie Altar und Tabernakel zeigt den Respekt gegenüber der ehemaligen Nachbarkirche.

Gute Lösungen für Kirchenbauten, aber Staatsregierung ist auch gefordert

Weigand bedankte sich bei den Gastgebern:

„Derartige schmerzvolle Abwägungsprozesse werden bei weiterhin abnehmenden Mitgliederzahlen überall in Bayern bei beiden großen Konfessionen kommen müssen. In Ingolstadt ist das aus meiner Sicht gut gelungen. Allerdings ist es in Städten immer leichter, gute Lösungen zu finden, als auf dem Land. Hier ist auch die Politik gefordert. Die Staatsregierung darf die Pfarreien, die Gläubigen und die Diözesen nicht alleine lassen.“

Kontakt und weitere Informationen bei uns oder Regionalbüro Dr. Sabine Weigand MdL
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Südliche Ringstr. 17 91126 – Schwabach – Telefon: 09122-877 4884
www.gruene-fraktion-bayern.dewww.sabine-weigand-mdl.de

zurück

Eingang zum Kapuzinerkloster direkt neben der Franziskanerkirche.

Das Kapuzinerkloster

Stellungnahme von Barbara Leininger, Fraktionsvorsitzende der Grünen Fraktion in Ingolstadt

Angeschlossen an die Franziskanerkirche ist auch das inzwischen weitgehend leer stehende Kapuzinerkloster, das 2023 vom Orden der Kapuziner aufgegeben wurde.

Vorschlag zur weiteren Nutzung

„Die Fraktion der Grünen hat zur weiteren Nutzung vor genau einem Jahr den Vorschlag gemacht, die Stadt sollte das Gebäude kaufen und die gut ausgestatteten Wohnräume, das Refektorium und den Klostergarten für soziale Zwecke selbst nutzen. Die städtische Haushaltslage hat einen Erwerb in weite Ferne rücken lassen, aber das Kloster bleibt ein schmerzlicher Leerstand in unserer Altstadt.“

Barbara Leininger, Fraktionsvorsitzende BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Ingolstadt