Baulücken an Hauptverkehrsstraßen schließen


Ingolstadt hat erst kürzlich die Grenze von 140.000 Einwohner*innen überschritten und wird in den kommenden Jahren noch weiter wachsen. Für die steigende Zahl von Einwohner*innen wird Wohnraum und damit auch Bauland benötigt. Bebaubare Flächen sind in der Stadt jedoch nicht so viele vorhanden und mittlerweile auch nicht gerade günstig zu haben.

Hier kann die sog. geschlossene Bauweise helfen, wie sie im Zentrum und an den großen Ausfallstraßen von Großstädten schon länger üblich ist. Dabei werden die Gebäude lückenlos an die Nachbarhäuser angebaut, sie grenzen mit den Brandwänden aneinander an. Das hat viele Vorteile: von der Minderung von Lärm und Schadstoffen für die rückwärtigen Bereiche über die Energieeinsparung durch weniger Außenwände bis hin zur Gewinnung von zusätzlichem Baugrund.

An manchen der großen Hauptverkehrsstraßen in Ingolstadt hat der Prozess der geschlossenen Bauweise bereits vereinzelt begonnen, er ist aber angesichts der zu erwartenden Entwicklung der Stadt weiter ausbaufähig. Die Fraktion hat deshalb heute beantragt, ein Modellprojekt aufzusetzen zur Schließung von Baulücken auf einem Abschnitt einer besonders lärmbelasteten Hauptverkehrsstraße im Stadtgebiet.

Hier der Antrag im Wortlaut:

Ingolstadt, 17. Januar 2023

Modellprojekt zur Schließung von Baulücken entlang den Hauptverkehrsstraßen

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

die geschlossene Bauweise an Hauptverkehrsstraßen ist mit vielen Vorteilen für Menschen, Umwelt- und Klimaschutz verbunden:

Der Lärmschutz entlang den Hauptverkehrsstraßen sorgt für Ruhe in der zweiten Reihe. Lärm- und Schadstoffemissionen werden an der Straßenseite gebündelt. Die geschlossene Bauweise verringert die Außenwand-Abkühlungsflächen zwischen den Gebäuden. Die seitlichen Brandwände grenzen unmittelbar aneinander und bewirken eine energiesparende Bauweise. Mit dem dazu gewonnenen Baugrund wird der Flächenverbrauch außerhalb unserer sich im Wachstum befindenden Großstadt verringert.

Durch eine Schließung der Baulücken entlang der Hauptverkehrsstraßen kommt es zur Wertsteigerung der privaten Grundstücke. Die Nutzung ganz ohne seitliche Abstandsflächen wird erheblich wirtschaftlicher. Wegen der Lärmbelastung ist die Nutzung der Gebäude und der Baugrundstücke unwirtlich. Auch deshalb gibt es Baulücken. Ohne seitliche Abstandsflächen entstehen Anreize für An-, Um- und Neubaumaßnahmen mit vielfältigen Nutzungen.

Wir stellen daher folgenden

Antrag:

Die Bebauungsplanung und Durchführung eines Modellprojekts für die Schließung von Baulücken auf einer Teilfläche entlang einer besonders lärmbelasteten Hauptverkehrsstraße im Stadtgebiet.


Begründung:

Zunächst soll als eine beispielhafte Planung ein einzelnes Baugebiet ausgewählt werden, das an eine Hauptverkehrsstraße angrenzt. Der erste Schritt ist eine umfangreiche Information und Beteiligung der betroffenen Grundstückseigentümer*innen. Diese Bürgerbeteiligung ist auch selbstverständlich bei der Aufstellung von künftigen Bebauungsplänen.

Die „geschlossenen Bauweise“ bedeutet, dass im Fall von An-, Um- und Neubauvorhaben die Gebäude seitlich lückenlos mit Brandwänden an den Grundstücksgrenzen errichtet werden müssen.

Eine ganz andere Möglichkeit besteht im Fall einer Einigung von zwei benachbarten Grundstückseigentümer*innen: die Bildung einer neuen Parzelle zwischen den beiden seitlichen Gebäudekanten. Dadurch wird eine neue Parzelle als „Baulücke“ gebildet. Die Veräußerung der Grundstücksflächen wird entsprechend dem Ergebnis der Vermessung beiden Eigentümer*innen zugerechnet.

Als zusätzlicher wirtschaftlicher Anreiz und im Sinn der Bauflächeneinsparung kann im Bebauungsplan die maximalen Gebäudehöhe und die Bruttogeschossfläche höher als in der Umgebung festgelegt werden.

Den Prozess dieser Bauweise haben alle Großstädte im Lauf ihres Wachstums von einem Konglomerat an Dörfern bis zur Stadt in den letzten Jahrhunderten durchlaufen. In vielen Städten mit stagnierenden Einwohnerzahlen ist dieser Prozess heute planungsrechtlich zum Stillstand gekommen. In Ingolstadt soll das anders werden. In einer wachsenden Großstadt wie Ingolstadt sollte dieser Prozess der geschlossenen Bauweise im Sinn des Städtebaus einer Großstadt wieder in Gang gebracht werden.

Mit freundlichen Grüßen

Agnes Krumwiede
Barbara Leininger (Fraktionsvorsitzende), Christian Höbusch (Fraktionsvorsitzender), Stephanie Kürten, Maria Segerer, Jochen Semle, Dr. Christoph Spaeth

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