In einem aktuellen gemeinsamen Antrag fordern die Ingolstädter Stadtratsgruppe der Linken und die Stadtratsfraktion der Grünen, die nächste neue Straße – beispielsweise im IN-Quartier – nach Hugo Höllenreiner zu benennen. Zudem beantragen sie, vor Ort eine Gedenktafel anzubringen, welche an das Schicksal von Hugo Höllenreiner und seiner Familie sowie an den nationalsozialistischen Völkermord an Sinti und Roma erinnert. Der 2. August 2023, der europäische Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma, bietet sich für die Einweihung der Straße an.
Die Benennung einer Straße nach Hugo Höllenreiner in Ingolstadt ist längst überfällig. Vor zahlreichen Schulklassen auch in Ingolstadt hat er über seine Lebensgeschichte berichtet. Hugo Höllenreiner hat regional und international einen enormen Beitrag geleistet, dass der nationalsozialistische Völkermord an Sinti und Roma und die nach 1945 fortgesetzte Verfolgung der Minderheit nicht in Vergessenheit geraten. Sein Wirken als Zeitzeuge wurde im In- und Ausland bereits mit zahlreichen Auszeichnungen und Ehrungen bedacht. Ausgerechnet an seinem Wohnort Ingolstadt müssen er und seine Familie Zeit ihres Lebens bis heute vergeblich auf eine öffentliche Würdigung – beispielsweise in Form einer Straßenbenennung – warten.
In München wurde kürzlich die Benennung einer Straße nach Hugo Höllenreiner beschlossen. Deshalb ist es höchste Zeit, auch in Ingolstadt Verantwortung zu zeigen. Ein zügiges Verfahren für die Benennung einer Straße nach Hugo Höllenreiner muss vom Ingolstädter Stadtrat jetzt auf den Weg gebracht werden. Denn es ist ein wichtiges Zeichen, verfolgte, überlebende und engagierte Menschen wie Hugo Höllenreiner zu ehren. Es zeigt, dass ihre Geschichte nicht vergessen ist und alles dafür getan wird, damit so etwas in Deutschland nie wieder passiert.
Hier der Antrag im Wortlaut:
Ingolstadt, 27. April 2023
Benennung der nächsten neuen Straße nach Hugo Höllenreiner
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
Wir beantragen, die nächste neu zu benennende Straße beispielsweise im IN-Quartier nach Hugo Höllenreiner zu benennen.
Zudem soll vor Ort eine Gedenktafel angebracht werden, welche an das Schicksal von Hugo Höllenreiner und seiner Familie sowie an den nationalsozialistischen Völkermord an Sinti und Roma erinnert. Die Einweihung soll am 2. August 2023 stattfinden, dem europäischen Holocaust Gedenktag für Sinti und Roma.
Begründung:
Hugo Höllenreiner war ein bekannter Ingolstädter, der als Kind mehrere Konzentrationslager überlebt hat. 36 Mitglieder seiner Familie sind in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern umgekommen. Vor zahllosen Schulklassen, darunter auch an vielen Schulen in Ingolstadt, hat Hugo Höllenreiner seine Geschichte und die seiner Familie erzählt.
Im Jahr 2000 erzählte Hugo Höllenreiner seine Geschichte der „Survivors of the Shoah Visual History Foundation“, die 1994 vom Regisseur Steven Spielberg gegründet wurde.
2005 erschien Hugo Höllenreiners Lebensgeschichte „Denk nicht, wir bleiben hier!“ der Autorin Anja Tuckermann im dtv-Verlag. Das Buch wurde im Jahr 2006 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Für sein Engagement als Zeitzeuge erhielt Hugo Höllenreiner am 2. Mai 2013 den Austrian Holocaust Memorial Award des Österreichischen Auslandsdienstes. 2014 wurde er im Alten Rathaus in München für sein Lebenswerk als „Botschafter der Menschlichkeit“ geehrt. Im selben Jahr erhielt er von der bayerischen Landeshauptstadt München in „Anerkennung seiner jahrzehntelangen intensiven Aufklärungsarbeit als Zeitzeuge der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft“ die Medaille „München leuchtet“.
Auf eine öffentliche Anerkennung des ihm und seiner Familie zugefügten Leids, eine Würdigung seines Wirkens als Zeitzeuge in der Bildungsarbeit musste Hugo Höllenreiner an seinem Wohnort Ingolstadt Zeit seines Lebens vergeblich warten.
Bis heute gibt es in Ingolstadt keinerlei öffentliche Ehrung – wie beispielsweise eine Hugo-Höllenreiner-Straße – zum Gedenken an diesen berühmten Zeitzeugen.
Hugo Höllenreiners Wirken ist ein wichtiger Bestandteil der Erinnerungskultur auch in Ingolstadt. Er hat in unserer Stadt ein Bewusstsein geschaffen für die nationalsozialistische Verfolgung und den Völkermord an Sinti und Roma.
Damit dieses Engagement und seine Lebensgeschichte nach seinem Tod die Zeit überdauert, wäre eine entsprechende Ehrung in seiner Heimatstadt mehr als angebracht.
In den nächsten Monaten wird in München eine Straße nach Hugo Höllenreiner benannt. Es wäre ein wichtiges Signal, dass in diesem Jahr auch in Ingolstadt eine Straße nach Hugo Höllenreiner benannt wird. Hugo Höllenreiner verbrachte die meiste Zeit seines Lebens in der Region Ingolstadt und ist hier im Jahr 2015 verstorben.
Zudem muss man die Ehrung seiner Person auch symbolisch für die Erinnerung an die Verfolgung der Sinti und Roma betrachten. Wer außer seiner Person wäre in Ingolstadt prädestinierter, diesen Aspekt der deutschen Geschichte im Bewusstsein zu halten. Dieses Jahr jährt sich die Machtergreifung durch die Nationalsozialisten und somit der Beginn der systematischen rassistischen Verfolgung von Sinti und Roma zum 90. Mal. Es ist längst überfällig, Hugo Höllenreiner als Überlenden des Holocaust und als bedeutendem Zeitzeugen diese Ehre in Ingolstadt zu erweisen.
Mit freundlichen Grüßen
Agnes Krumwiede, Christian-Linus Pauling
Eva Bulling-Schröter, Barbara Leininger, Christian Höbusch, Dr. Christoph Spaeth, Stephanie Kürten, Maria Segerer, Jochen Semle
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