Erhöhung des Grünflächenanteils im Stadtgebiet


Der Anteil an Grünflächen in der Stadt Ingolstadt ist insgesamt gesehen vergleichsweise gut, aber in den zwölf Stadtbezirken sehr unterschiedlich. In dichter bebauten Stadtteilen wie beispielsweise im Nordosten, im Umfeld des Hauptbahnhofs oder besonders in der Altstadt liegt der Anteil deutlich unter den Werten von den Vororten mit hohem Anteil landwirtschaftlicher Flächen.

Um für die zukünftigen Herausforderungen besser gerüstet zu sein, ist es erforderlich, den Anteil an Grünflächen in unserer Stadt noch zu erhöhen. Das ist nicht allein dem Klimawandel als solchem geschuldet. Denn nach den Entwicklungen in den vergangenen Jahren lautet die Prognose, dass die Einwohnerzahlen der Städte allgemein weiter wachsen werden. Die bebaubare Stadtfläche ist gerade in Ingolstadt aber begrenzt, sodass es zu weiterer Verdichtung in der Bebauung kommen wird. Diese Nachverdichtung führt unter anderem zu einer höheren Wärmebelastung. Sie kann mit Grünflächen, also Bäumen und Grasflächen auf Plätzen und an Straßenrändern, zumindest reduziert werden.

Die Stadtratsfraktion der Grünen hat deshalb eine genauere Bestandsaufnahme beantragt, wie es sich mit dem Anteil der Grünflächen in den einzelnen Stadtbezirken verhält. Daraus resultierend sollen Konzepte vorgelegt werden, wie der Anteil an Grünflächen in unserer Stadt erhöht werden kann.

Hier der Antrag im Wortlaut:

Ingolstadt, 24. Januar 2023

Erhöhung Grünflächenanteil – Strategische Grünflächenplanung

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

Ingolstadt liegt aufgrund seiner vorwiegend ländlichen Struktur im Stadtwesten (Dünzlau, Mühlhausen, Pettenhofen, Irgertsheim) mit etwas über 70 % Grünflächenanteil am Stadtgebiet bereits im Mittelfeld der deutschen Großstädte. Bei den Grünflächen im Westen handelt es sich dabei aber meist um landwirtschaftliche Flächen.

Wir stellen zum Grünflächenanteil in Ingolstadt folgenden

Antrag:

  1. Es wird dargestellt, welchen Grünflächenanteil die Gesamtstadt und die Stadtbezirke Ingolstadts aufweisen. Dabei ist unterhalb dieser Ebenen für dichter bewohnte Bereiche, etwa für die Bereich des Altstadtkerns innerhalb des Glacis, die Bereiche der Sozialen Städte Augustin, Konrad und Pius, eine weitere Untergliederung vorzunehmen.
  2. Die Stadt legt dar, wie in der laufenden Überarbeitung des Landschaftsplans und danach des Flächennutzungsplans strategisch eine Erhöhung des Grünflächenanteils – etwa durch Entsiegelung von innerstädtischen Flächen – angegangen und konzipiert werden soll.
  3. Die Stadt schlägt dem Stadtrat als Konsequenz dieser Darlegungen (2.) konkrete Ziele für Grünflächenanteile für Teilräume (1. und fachlich darüber hinaus notwendige) der Stadt zur Beschlussfassung als Ziele im zukünftigen Landschaftsplan und Flächennutzungsplan vor.

Begründung:

Die Grünflächenanteile in den Stadtbezirken liegen nachvollziehbar unter dem eingangs genannten Wert und unterscheiden sich je nach Stadtbezirk. Insbesondere in den dichter bebauten und besiedelten Bezirken ist der Grünflächenanteil signifikant geringer.

Angesichts des Klimawandels, der Anpassungen der Stadtlandschaften – auch vor dem Hintergrund einer weiter andauernden Verstädterung – notwendig macht, muss dem Grünflächenanteil unserer Städte besondere Beachtung geschenkt werden. Nach einer Studie der Technischen Universität München (TUM) und der Universität Würzburg müssen für ein gutes Stadtklima mindestens 40 % der Fläche begrünt werden.

So konnte in der genannten Studie für die Stadt Würzburg gezeigt werden, dass verschiedene Grünflächen für das Stadtklima wichtig sind und nicht nur das Anpflanzen von Bäumen.

In heterogenen städtischen Ökosystemen haben Bäume nämlich mehrere biophysikalische Funktionen. Erstens reduzieren Bäume durch ihre ausgedehnten Baumkronen den Eintrag von kurzwelliger Strahlung auf den Boden um bis zu 90 %. Dies ist insbesondere im Sommer der Fall, wenn die Laubbäume in gemäßigten und kalten Klimazonen ihre Blätter tragen. Zweitens kühlen Bäume ihre unmittelbare Umgebung um 1 bis 8° Celsius ab, wodurch sich die relative Luftfeuchtigkeit erhöht.

Und Grasbewuchs etwa reduziert die Wärmestrahlung durch höhere Reflexion im Vergleich zur bebauten Umgebung. Er ermöglicht höhere Windgeschwindigkeiten zur Verringerung der sommerlichen Wärmebelastung und eine höhere Sonneneinstrahlung, wodurch gleichzeitig die winterliche Kältebelastung minimiert wird.

Die Ergebnisse der Studie der TUM/Uni Würzburg stellen im Ergebnis schließlich die in weiter wachsenden Städten zu beobachtende bauliche und in Ingolstadt angesichts der begrenzten Stadtfläche auch unabdingbare Nachverdichtung von Innenstädten in Frage. Klimawandelanpassung kann daher nur gelingen, wenn eine ausreichende Durchgrünung der Stadt sichergestellt wird.

Um negative Auswirkungen des Klimawandels auf die menschliche Gesundheit zu vermeiden, sind Grünflächen daher strategisch zu planen. So können sie auch in dichter bebauten Stadtquartieren effektiv Wärmebelastungen vermindern. Dies ist in Ingolstadt mit prognostiziert weiter wachsender Bevölkerung und endlicher Stadtfläche schlicht notwendig.

Mit freundlichen Grüßen

Christian Höbusch (Fraktionsvorsitzender)

Barbara Leininger (Fraktionsvorsitzende), Agnes Krumwiede, Stephanie Kürten, Maria Segerer, Jochen Semle, Dr. Christoph Spaeth

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