Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, lieber Christian,
der Donaukurier berichtet in seiner aktuellen Ausgabe über die geforderten Kaufprämien für Benzin- und Dieselfahrzeuge.
In meinem Amt als Sprecher des Kreisverbandes der GRÜNEN in Ingolstadt stelle ich im Folgenden dar, warum das Vorhaben vor allem aus Sicht der Umweltpolitik aber auch aus Sicht der Wirtschaftspolitik kontraproduktiv ist.
Eine Prämie für Verbrennerfahrzeuge weist einen Weg in eine Technologie der Vergangenheit, die nie wirklich zukunftsfähig war und uns heute erdumspannende katastrophale Folgen beschert, die wir nur dann eindämmen können, wenn wir uns von der Verbrennung fossiler Rohstoffe abwenden.
Erdöl als Schadstoffquelle:
Seit Beginn der industriellen Erdölförderung hat die Menschheit hunderte von Milliarden Tonnen Erdöl aus der Erde gepumpt, die zuvor Millionen von Jahren in der Erdkruste gespeichert waren. Ein erheblicher Teil davon wurde zu Treibstoffen für die Mobilität raffiniert und erdgeschichtlichen Dimensionen in relativ kurzer Zeit in Fahrzeugen verbrannt und schließlich in großen Teilen als CO2 in die Atmosphäre eingebracht. Die Folgen des daraus resultierenden Klimawandels (Dürre, Stürme, Unwetter, …) drohen, die Menschheit in eine Katastrophe zu führen.
Neben den enormen CO2-Belastungen setzt die Verbrennung fossiler Brennstoffe eine Reihe von weiteren Schadstoffen frei.
Stickoxide bekommt man offensichtlich selbst mit modernster Technik kaum in den Griff, wie die immer noch nicht abgeschlossene Aufarbeitung des Dieselskandal zeigt.
Ein Kuriosum: Je effizienter die Motoren werden, desto feiner wird der Staub, den diese ausstoßen. Der Feinstaub ist so unvorstellbar klein, dass er über die Atemwege und die Blutbahnen selbst in die entlegensten Winkel unseres Körpers gelangt und dort Schaden anrichtet.
Erdöl als Ressource:
Erdöl ist der Grundstoff für viele Produkte wie haltbare Kunststoffe, Pflegemittel und auch Medikamente.
Künftige Generationen werden mit vollkommenem Unverständnis auf die letzten beiden Jahrhunderte zurückblicken, in denen wir es uns geleistet haben, einen wertvollen Rohstoff einfach zu verbrennen, um von A nach B zu kommen – insbesondere in einer Zeit, in der es echte Alternativen gibt.
Eine Prämie für Verbrenner-Fahrzeuge stellt eine Investition in die Vergangenheit dar mit schädlichen Auswirkungen für die Zukunft.
Verkehr in Ingolstadt:
Kaum eine Sitzung eines Bezirksausschusses in Ingolstadt vergeht, ohne dass die verschiedenen Belastungen durch den Verkehr diskutiert werden. Neben dem Platzverbrauch stellen Lärm und Abgase die größte vom Verkehr verursachte Belastung dar.
Mit batteriebetriebenen Fahrzeugen lassen sich die schädlichen Auswirkungen des Verkehrs vor Ort zumindest minimieren. Wie viel erträglicher wäre es, wenn man z.B. in einem unserer zahlreichen Straßencafès sitzen kann, ohne dem Lärm und den Abgasen der vorbeifahrenden Autos mit Verbrennungsmotoren ausgesetzt zu sein.
Echte Alternative:
Lasst uns also nicht in die Vergangenheit investieren und nicht mit Steuergeldern eine Technologie am Leben erhalten, die uns Zukunftschancen verbaut. Steuergelder stehen nicht unbegrenzt zur Verfügung. Zwar ist eine Schuldenaufnahme möglich. Aber diese Schulden müssen von den nächsten Generationen wieder abgetragen werden. Das funktioniert nur, wenn die in der Erklärung benannte Leitindustrie eine zukunftsfähige Antriebstechnologie etablieren kann, die ohne fossile Brennstoffe auskommt.
Bei weiteren Anstrengungen in der Entwicklung wird man möglicherweise in fünf oder zehn Jahren in der Lage sein, die jetzigen Verbrenner in den Hybrid-Fahrzeugen durch die vielbeschworene Wasserstofftechnologie zu ersetzen. Das Gebot der Stunde sind derzeit batteriebetriebene Fahrzeuge – eine Technik die funktioniert und marktreif ist und damit eine Alternative zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren darstellt. Die Firma Audi macht es vor und wirbt auf ihren Seiten mit der Erkenntnis: „Die Zukunft ist elektrisch“ (https://www.audi.de/de/brand/de/elektromobilitaet.html) und scheint damit mehr Zutrauen in nichtfossile Antriebstechnologie zu haben als die Personalvertretung des Unternehmens. Wenn dann die nächste Generation der elektrifizierten Fahrzeuge mit einem normalen Parkplatz auskommt und auch für Durchschnittsverdiener erschwinglich ist, kann auch die Gegenwart in Ingolstadt elektrisch sein. Das neue Elektromobil des Mutterkonzerns mit der Bezeichnung ID3 hat auf jeden Fall das Potenzial für einen echten Volkswagen.
Die elektrischen Fahrzeuge können erfahrungsgemäß dann zu konkurrenzfähigen Preisen angeboten werden, wenn man sie in ausreichender Stückzahl produziert. Um die Nachfrage nach diesen Fahrzeugen für einen Übergangszeitraum zu unterstützen, ist die Prämie für Elektrofahrzeuge hilfreich. Eine Prämie für Verbrennungsfahrzeuge verhindert jedoch eine zukunftsträchtige Entwicklung und damit auch die Zukunft der Automobilindustrie in Deutschland und damit die Sicherung der Arbeitsplätze. Wir dürfen nicht auf die falschen Pferdestärken setzen.
Gerne beteiligen sich die GRÜNEN in Ingolstadt einer weitergehenden Diskussion zur Mobilität der Zukunft, in der selbstverständlich auch und vor allem der öffentliche Nahverkehr und der Radverkehr eine zentrale Rolle einnehmen müssen.
Mit besten Grüßen
Joachim Siebler
Sprecher der GRÜNEN im Kreisverband Ingolstadt
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