Für die Grüne Stadtratsfraktion ist das Thema PCB-Messungen am Stadttheater nicht neu. Jedoch wurde es bisher in nichtöffentlicher Sitzung des Aufsichtsrat der Ingolstädter Kommunalbauten GmbH & Co. KG behandelt. Somit waren alle dort vertretenen Parteien darüber auch informiert.
In den vergangenen Tagen hat das Thema dann aber die Öffentlichkeit erreicht. Deshalb nehmen Agnes Krumwiede und Barbara Leininger von der Grünen Stadtratsfraktion nun ebenfalls öffentlich dazu Stellung:
Anlässlich des Blog-Beitrags „Wo bleiben die Grünen“ zur PCB-Messung am Stadttheater erklärt Agnes Krumwiede, Sprecherin im Ausschuss für Kultur und Bildung, für die Fraktion Bündnis 90 / DIE GRÜNEN: „Wem das Stadttheater am Herzen liegt, recherchiert zunächst und verbreitet keine Gerüchte. Die Grüne Fraktion erhielt Ende letzten Jahres den Hinweis, dass eine PCB-Messung am Stadttheater stattgefunden habe. Wir erfragten umgehend die Ergebnisse bei der INKoBau. Herr Fall teilte uns daraufhin mit, dass lediglich vier Räume gemessen worden seien und im Frühjahr eine erneute Messung stattfinden solle. Gegenüber Herrn Fall haben wir darauf insistiert, dass diese erneute Messung auf weitere relevante Räume wie den Theater- und den Festsaal ausgeweitet wird und auch Materialproben untersucht werden sollten. Bevor die Ergebnisse einer erneuten und umfassenderen PCB-Messung nicht bekannt sind, kann keine Aussage zum Ausmaß der PCB-Belastung des Stadttheaters getroffen werden. Ebenso wenig darüber, ob eine Gesundheitsgefährdung für die Mitarbeiter*innen besteht. Aus Gründen der Transparenz haben wir beantragt, dass die Mitglieder des Aufsichtsrates der INKoBau über die bisherigen Ergebnisse der Schadstoffmessungen am Stadttheater informiert werden. Dies geschah in nicht-öffentlicher Sitzung.“
Barbara Leininger, die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90 / DIE GRÜNEN, ergänzt: „Die Ingolstädter Bürgerinnen und Bürger können sich darauf verlassen, dass gerade wir Grünen sehr genau hinschauen, wo es um mögliche Schadstoffbelastungen durch PCB in öffentlichen Gebäuden geht. Sobald es valide, aktuelle PCB-Messergebnisse für das Stadttheater gibt, werden wir selbstverständlich dafür sorgen, dass diese umgehend transparent werden und gegebenenfalls sofort Maßnahmen zum Schutz der Theatermitarbeiter*innen ergriffen werden.“ Barbara Leininger zeigt sich zudem verwundert über die öffentlichen Stellungnahmen von Seiten der FW und der CSU, in denen von „Vermutungen“ und „Unkenntnis“ bezüglich der Schadstoffuntersuchungen die Rede ist: „Beide Fraktionen sind im Aufsichtsrat der INKoBau vertreten und sollten über den ganzen Vorgang wohl informiert sein.“
Hintergrundinformationen:
Im Jahr 2000 hatte nach Aussage des Baureferates gegenüber Agnes Krumwiede im Festsaal eine PCB-Sanierung stattgefunden, z. B. an der Akustikdecke. Der kritischste Wert bei der PCB Messung Ende 2020 betraf mit 351 ng/m3 das Foyer. Ab 300 ng/m3 besteht Handlungsbedarf, es handelt sich dabei um den Vorsorge- und den Sanierungsleitwert. In PCB-belasteten Gebäuden steigt die Raumluftbelastung mit der Temperatur. Man geht davon aus, dass eine Temperaturerhöhung um 6° C in etwa zu einer Verdopplung der Raumluftbelastung führt (http://www.pcbinfo.de/tabelle-grenzwerte.html). Folglich dürfte der gemessene Wert im Foyer von 351 ng/m3 im Frühjahr und Sommer noch höher liegen. Allerdings ist das Foyer für die MAK (Maximale Arbeitsplatz-Konzentration) irrelevant, da sich die Mitarbeiter*innen ja nicht täglich mehrere Stunden dort aufhalten.
PCB wandert aus dem elastischen (PCB-haltigen) Fugenmaterial in andere Oberflächen, es handelt sich dabei dann um Sekundärquellen. Das können Bauteile (z. B. Wände, Decken) oder Gegenstände (z. B. Mobiliar oder Ausstattungsgegenstände wie Teppichböden oder Gardinen) sein, die PCB meist über längere Zeit aus der belasteten Raumluft aufgenommen haben. Sie vermögen die an der Oberfläche angelagertes PCB nach und nach wieder in die Raumluft freizusetzen. Großflächige Sekundärkontaminationen können – selbst nach vollständigem Entfernen der Primärquellen – erhöhte PCB-Raumluftkonzentrationen aufrechterhalten (siehe: http://gaa.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/16493/6_1.pdf Seite 4).
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